Bürgerlicher Name Erik Weisz
Geburt 24. März 1874 in Budapest
Tod 31. Oktober 1926 in Detroit
Harry Houdini wurde 1874 als Sohn des Rabbiners Mayer Samuel Weisz (1829–1892) geboren, sein Geburtsname war Erik Weisz. Als er vier Jahre alt war, zog seine Familie von Ungarn nach Appleton (Wisconsin) und später nach New York, wo sie sich schließlich endgültig niederließ. In den USA änderte die Familie die Schreibung ihres Namens in „Weiss“. Erik nannte sich fortan „Ehrich“. Mit 17 begann er als Zauberkünstler aufzutreten und gab sich erstmals den Künstlernamen Harry Houdini – den Vornamen „Harry“ in Anlehnung an den berühmten Zauberkünstler Harry Kellar, den Nachnamen „Houdini“ als Hommage an sein Vorbild Jean Eugène Robert-Houdin, einen französischen Magier. 1893 heiratete er die deutschstämmige Varietétänzerin Wilhelmine Beatrice „Bess“ Rahner. Sie fungierte viele Jahre als seine Bühnenassistentin und wurde insbesondere für den rasanten Platztausch mit dem in einer Kiste gefesselt eingeschlossenen Houdini („Substitution Metamorphosis“) bekannt, der auch heute noch zum Standard-Repertoire der Großillusionisten gehört.
In ihren ersten Künstler-Jahren tourten die Houdinis in Wanderzirkussen, traten in Sideshows und Dime-Museen auf, markierten scheinbar echte Hellseher und verkauften für einen falschen Doktor Wundertinkturen. Einen ersten Durchbruch hatte Houdini 1895 mit einem von betrügerischen Spiritisten adaptierten Entfesslungstrick mit einer Handschelle, den er pressewirksam jeweils im Polizeipräsidium einer Kleinstadt zeigte. Er lobte öffentlich einen Preis für denjenigen aus, der ihm eine Fessel gebe, aus der er nicht entkommen könne. Diese Show steigerte er 1898 mit einem Pressetermin in einem Gefängnis in Chicago, was ihm eine kleine Tournee an der Westküste einbrachte. Seinen Achtungserfolg konnte er an der Ostküste nicht wiederholen.
Mittellos und ohne Aussicht auf ein Engagement
versuchten die Houdinis auf einen Tipp von Nelson Downs hin ihr
Glück 1900 in London, wo deutsche Varietés auf seine
Entfesslungs-Darbietung aufmerksam wurden. Neu an Houdinis Show
war, dass er tatsächlich aus jeder ihm zur Verfügung gestellten
Fessel entkommen konnte und sich zu PR-Zwecken unter
Testbedingungen nackt von erfahrenen Polizisten fesseln ließ. Ein
Engagement in Dresden wurde ein so sensationeller Erfolg, dass
allein wegen der Pressemeldungen sein nächstes Engagement im
Berliner Wintergarten-Varieté ausverkauft war. Für Pressetermine
hatte Houdini den Spannungsbogen seiner Entfesslungsnummer
erweitert, indem er diese unter Lebensgefahr, etwa in Flüssen unter
Wasser, ausführte. Seither tourte er mit den namhaftesten deutschen
Circus-Unternehmen wie Circus Busch und Circus Corty & Althoff.
Houdini wurde relativ schnell zu einem der bekanntesten Showstars
Europas und feierte auch in Russland große Erfolge. Sein
wichtigster Markt blieb jedoch auf Jahre hinweg Deutschland, das
ihn begeistert in allerhand Publikationen feierte.
Mit geschickten PR-Maßnahmen gelang es Houdini
ab 1906, auch in Nordamerika ein Publikum zu begeistern. Wegen des
Ersten Weltkriegs fiel der deutsche Markt für ihn vollständig aus.
Inzwischen hatte er die Zwangsjacke entdeckt, die noch
dramatischere Entfesslungen zuließ, etwa kopfüber an Wolkenkratzern
aufgehängt. Neben seinen Entfesslungsnummern versuchte sich Houdini
immer wieder als Zauberkünstler. Anders als die meisten seiner
Kollegen setzte er nicht auf Humor und Charme, sondern präsentierte
die Effekte marktschreierisch und uninspiriert. Houdinis rustikales
Auftreten funktionierte zwar für die Rolle des
Entfesslungsartisten, nicht aber für die eines Zauberkünstlers.
Nach mehreren Rückschlägen realisierte er schließlich die
aufwendige Show „Cheers up“ im New Yorker Hippodrom, das über ein
Wasserbassin verfügte, in dem er sich unter Wasser entfesseln
konnte. Die ursprünglich in Flüssen begonnenen
Unterwasserentfesslungen zeigte Houdini auf der Bühne, ansonsten in
einer gigantischen Milchkanne und später in der legendären
„Chinesischen Wasserfolterzelle“. Berühmt wurde Houdini durch das
Verschwindenlassen eines Elefanten auf dem Times Square, der in
einer von Charles Morritt konstruierten Kiste „unsichtbar“
wurde.
Houdini schloss Freundschaft mit Arthur Conan
Doyle, der ein begeisterter Anhänger der im Aufwind befindlichen
Spiritismus-Bewegung war. Wie viele andere hielt auch Doyle
Houdinis scheinbar unerklärliche Ausbruchskünste für ein
esoterisches Wunder und geriet mit Houdini, der vermeintlich seine
Zauberkräfte verleugne, in erbitterten Streit. Houdini erkor
daraufhin den Kampf gegen betrügerische Geisterbeschwörer zu seiner
Lebensaufgabe und beriet den an der Untersuchung von
Geisterphänomenen interessierten US-Kongress. Houdini wurde
Mitglied eines Komitees der Wissenschaftszeitschrift „Scientific
American“, die einen Geldpreis für diejenigen ausgeschrieben hatte,
die vor dieser Jury übernatürliche Fähigkeiten beweisen konnten –
ein Preis, der dank Houdini nie vergeben wurde. Für Schlagzeilen
sorgte die erbitterte Kontroverse um das Ektoplasma-produzierende
Medium Mina “Margery” Crandon, das von mehreren Komiteemitgliedern
für echt gehalten wurde. Houdini ließ betrügerische Spiritisten
durch Detektive ausspähen, hielt hierüber zahlreiche Vorträge und
machte die Aufklärung zum regulären Bestandteil seiner Show.
Houdini ließ mehrere Dietriche patentieren
sowie einen Taucheranzug, der ursprünglich zur Flucht aus einer
unter Wasser zu versenkenden Kiste gedacht war. Außerdem
interessierte er sich für die gerade aufgekommene Luftfahrt und
unternahm 1910 mit einem Voisin Doppeldecker den ersten gesteuerten
Motorflug auf dem australischen Kontinent und wurde dafür 1910 von
der Australian Aeronautic League mit einem Preis ausgezeichnet.[1]
Neben seiner Karriere als Zauberkünstler produzierte Houdini einige
Stummfilme in Hollywood, in denen er selbst mitspielte, jedoch ohne
langfristigen Erfolg. Houdini besaß zwischenzeitlich New Yorks
legendären Zauberladen Martinka’s und wurde Präsident der Society
of American Magicians. Houdini entwickelte eine Sammelleidenschaft
für alles, was irgendwie mit Zauberei und Magie zusammenhing. Er
war Freimaurer und wurde als Lehrling in New York City am 17. Juli
1923 in die St. Cecilie Lodge No. 568 initiiert, am 31. Juli 1923
zum Gesellen befördert und am 21. August 1923 zum Meister erhoben.
Am 30. Oktober 1923 wurde er dort lebenslanges Mitglied. Später
wurde er Mitglied des gemeinnützigen Mecca Shrine Temple der
Shriners in New York City.
Houdini rivalisierte mit Fakiren, die
außerordentliche Körperbeherrschung zeigten und Todesgefahren
widerstanden. So brach Houdini den Rekord eines Fakirs, in einem
verschlossenen Sarg möglichst lange ohne Luftzufuhr zu überleben.
Houdini kopierte die Show eines dieser Fakire und behauptete, dass
er jeden von einem Mann geführten Schlag in den Unterleib durch
Anspannung seiner Bauchmuskulatur unversehrt überstehen könne.
Diese Tests waren nicht Bestandteil seiner Show, jedoch ließ er
kaum eine Gelegenheit zum Beweis seines Könnens aus. Der Student
Jocelyn Gordon Whitehead suchte Houdini am 22. Oktober 1926 in
Montreal in dessen Garderobe auf. Laut Augenzeugenbericht der
Studenten Jacques Price und Sam Smilovitz soll Whitehead Houdini
mehrere kräftige Hiebe in den Bauch versetzt haben. Angeblich hatte
er Houdini nicht genug Zeit gelassen, sich auf die Schläge
vorzubereiten. Houdini hatte bereits mehrere Tage zuvor an
Bauchschmerzen gelitten, jedoch keinen Arzt aufgesucht. Die Schläge
verschlimmerten seinen Zustand, so dass Houdini einen Arzt
aufsuchte, der eine akute Appendizitis („Blinddarmentzündung“)
diagnostizierte. Dennoch sagte Houdini seine nächste Vorstellung am
Garrick Theater in Detroit am 24. Oktober 1926 nicht ab. Es wurde
sein letzter Auftritt, nach dem er sofort in das Grace Hospital
gebracht wurde, wo er fünf Tage später verstarb. Die Ärzte
diagnostizierten als Todesursache eine Perforation des
Wurmfortsatzes in die freie Bauchhöhle („Blinddarmriss“) und eine
daraus resultierende Bauchfellentzündung. Dennoch führten die
Anwälte von Houdinis Witwe dessen Tod auf die Schläge zurück, was
eine Verdoppelung der Sterbesumme von Houdinis Lebensversicherung
bewirkte. Nach zwei Operationen starb Houdini am 31. Oktober 1926
um 13:26 Uhr im Alter von 52 Jahren im Grace Hospital, Detroit im
Zimmer 401. Man beerdigte ihn in einem Bronze-Sarg, den er sich
gerade für einen Fakirtrick (Krematoriumsillusion) hatte bauen
lassen, auf dem jüdischen Friedhof Machpelah im New Yorker
Stadtteil Queens. Im März 2007 gab Houdinis Großneffe George
Hardeen auf einer Pressekonferenz bekannt, dass ein gerichtlicher
Antrag vorliege, Houdini zu exhumieren und auf Giftspuren
untersuchen zu lassen, da einer der behandelnden Ärzte, der sowohl
alternativer Medizin als auch Spiritisten anhing, angeblich ein
unbekanntes Präparat gespritzt haben sollte. Houdinis weitere
Nachfahren widersetzten sich der Exhumierung in einem gemeinsamen
Brief an das Houdini-Museum in Pennsylvania. Abschließend stellte
sich heraus, dass die Pressekonferenz eine inszenierte
Werbeveranstaltung der Autoren William Kalush und Larry Sloman für
ihr gemeinsames Buch The Secret Life of Houdini war, in dem über
die Theorie der Vergiftung spekuliert wird. Ein Antrag auf
Exhumierung lag beim benannten Gericht nicht vor.
Seinen Kampf gegen Spiritisten setzte Houdini
sozusagen noch im Tod fort: Er hatte u. a. mit seiner Frau Bess
einen Code vereinbart. Zehn Jahre lang lud Bess zu Halloween
verschiedene Spiritisten zur Séance. Einem „echten“ Medium, so der
Gedanke, würde Houdinis Geist diesen Code mitteilen, und Bess
wüsste so, dass sie tatsächlich mit ihrem verstorbenen Gatten
kommuniziert hatte. Dem Geisterbeschwörer Arthur Ford gelang diese
Sensation, bis sich herausstellte, dass er mit der finanziell und
psychisch angeschlagenen Bess eine Affäre hatte. Die US-Zauberer
treffen sich jedes Jahr an Houdinis Todestag, um eine Botschaft zu
empfangen, die Houdini ursprünglich für Doyle vorgesehen hatte -
bislang vergeblich. Der Name Houdini ist im Laufe der Zeit in der
amerikanischen Alltagssprache zu einem Synonym für Flüchten
geworden („to houdinize“). Sein Mythos als unbesiegbarer Superman
qualifizierte ihn für Generationen von US-Amerikanern als
Idol.
Houdini galt als äußerst widersprüchlicher
Choleriker, war extrem geltungssüchtig und reagierte eifersüchtig
auf mögliche Konkurrenten, mit denen er kompromisslos umsprang. Er
war zudem extrem auf seine Mutter fixiert, deren Tod ihn aus der
Bahn warf. Der Kinderlosigkeit seiner Ehe begegnete er mit einer
Vielzahl von Briefen an seine oft nur im Nebenraum befindliche
Frau, in denen er ihr von der Entwicklung eines fiktiven Sohns
„berichtete“. Houdini war vom Thema Tod fasziniert und befasste
sich ausgiebig mit Mördern. Er selbst hatte vor dem Tod panische
Angst, gab sich jedoch stets als todesmutig aus. Houdinis skurrile
Marotten und Showideen waren Gegenstand zahlreicher psychologischer
Publikationen. Houdini war neben Sarah Bernhardt der bekannteste
Star seiner Zeit.
Quelle: Wikipedia.