Bürgerlicher Name Johann Nepomuk
Hofzinser
Geburt 19. Juni 1806 in Wien
Tod 11. März 1875 Ebenda
Johann Nepomuk Hofzinser war einer der
berühmtesten Zauberkünstler des 19. Jahrhunderts. Er gilt er als
der größte Kartenkünstler seiner Zeit, war aber auch durch seine
Tätigkeit als Theaterkritiker bekannt. Hauptberuflich war er
Beamter des k.k. Finanzministeriums.
Leopold Hofzinser, der Vater Johann Nepomuk
Hofzinsers, war der Besitzer des Seiden- und Kurzwarengeschäft „Zum
schwarzen Adler“ am Wiener Graben. Am 24. April 1798 heiratete er
Maria Theresia Magdalena, die Tochter eines K&k Garderobiers
und Kleidermachers. Aus dieser Ehe stammten vier Söhne. Nepomuk
Hofzinsers drei älteren Brüder hießen Leopold Franz Xaver-, Franz
Xaver Fidelias und Karl Josef Hofzinser. Er selbst wurde am 19.
Juni 1808 im früheren Wiener Vorort Landstraße, dem heutigen
dritten Wiener Gemeindebezirk, geboren und schon am nächsten Tag in
der Pfarre St. Rochus getauft. Vermutlich wurde seine Mutter
während eines Verwandtenbesuch von den Geburtswehen überrascht. Die
Familie selbst war in der Seilergasse Nr. 1154 gleich in der Nähe
des väterlichen Geschäftes wohnhaft. Über die Kinder- und
Jugendjahre Hofzinsers ist nur wenig bekannt. Man weiß, dass er
1814 mit seinen Eltern den Kurort Baden bei Wien besuchte. Dort
lernte er voraussichtlich den jungen Ludwig Döbler kennen, der
später selbst eine Weltkarriere als Zauberkünstler machte, vor
allem aber mit seiner Laterna Magica Aufsehen erregen sollte. Es
wird angenommen, dass Hofzinsers Liebe zur Zauberkunst durch seine
frühe Freundschaft zu Döbler entfacht wurde. Der spätere
Zauberkünstler besuchte eine Klasse des Akademischen Gymnasiums.
Vermutlich wurde er auch wie die Mehrheit der damaligen Schüler
privat unterrichtet. Durch die Geschäftsbeziehungen seines Vaters
beherrschte er die italienische Sprache. Von der Militärbehörde
wurde er als Mann mit zartem und hageren Körperbau, schwacher Brust
und Blähals beschrieben. Einen Hochschulabschluss erlangte er nie.
Nach seiner Pensionierung verwendete Hofzinser jedoch den Titel
„Professor und Doktor der höheren Physik“ als
Künstlernamen.
Anfangs arbeitete Hofzinser als
Handelspraktikant im Geschäft seiner Familie, welches nach dem Tod
seines Vaters 1816 von den Brüdern Leopold und Karl weitergeführt
wurde. Am 4. Juli 1825 legte er den Amtseid ab und wurde Praktikant
bei der Tabak-Gefällenverwaltung. Dort diente er bis 1839, bis er
durch einen Diensttausch in die Allgemeine Hofkammer, dem heutigen
Finanzministerium, wechselte. 1835 erreichte er schon den Gipfel
seiner Beamtenkarriere, als ihm der Rang des 2. Officant verliehen
wurde. Das entspricht heute der Position eines D- bis C-Beamten.
Hofzinsers Ersuchen um Diensttausch, diente vor allem der Förderung
seiner künstlerischen Karriere. „Graf Stadion der Leiter der
Hofkammer, galt als Förderer künstlerisch begabter Menschen.“ Unter
anderem förderte er die österreichischen Dichter Franz Grillparzer
und Otto Prechtler sowie den Komponisten Franz Schubert, die „in
der Hofkammer bei einem Minimum an Arbeitsverpflichtung, aber in
gesicherter Existenz“ ihrer künstlerischen Karriere nachgehen
konnten. Hofzinser arbeitete mehr als 25 Jahre lang in der
Hofkammer. Seine Beamtenlaufbahn endete im Jahr 1865 durch seine
Pensionierung.
Am 21. September 1854 ehelichte Hofzinser die
27 Jahre alte Wilhemine Bergmann in der Kirche der Pfarre
Mariahilf. Bergmann wurde am 21. März 1827 im Wiener Allgemeinen
Krankenhaus als uneheliche Tochter von Anna Bergmann geboren.
Zeitungen beschrieben sie als charmante und üppige Blondine. Sie
überlebte ihren Gatten und schon ein Jahr nach Hofzinsers Tod 1875
heiratete die kinderlos gebliebene Wilhemine Hofzinser den Wiener
Universitätsprofessor Dr. August Biela. Sie sollte auch diese Ehe
überleben und starb schließlich am 11. Mai 1900. Es ist nicht
überliefert, wie Hofzinser seine Ehefrau kennenlernte. Dass
Hofzinser erst im relativ hohen Alter von 48 Jahren heiratete, war
damals nichts Ungewöhnliches. Als Mann trat man zu dieser Zeit
gewöhnlich erst in den Stand der Ehe, wenn man sich den Erhalt
einer Familie zutraute. Von dieser Hochzeit sollte vor allem
Hofzinsers Künstlerkarriere profitieren. Der Zauberkünstler plante
in dieser Zeit, einen „Salon Hofzinser“ für seine
Zaubervorführungenn zu eröffnen. Da es ihm als Beamter untersagt
war, Werbung mit seinem Namen zu machen, benötigte er einen
vertrauensvollen Partner, unter dessen Namen er seinen Salon
eröffnen konnte.
Schon in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts
war Hofzinser in der Wiener Gesellschaft als Zauberkünstler
bekannt. Er versuchte alles, um in den Zeitungen präsent zu sein
und Aufmerksamkeit zu erregen. Unter anderem nahm er 1853 an einer
Ballonfahrt der Gebrüder Goddard über Wien teil. Die Aussichten auf
mediale Aufmerksamkeit veranlassten ihn 1857 seinen „Salon
Hofzinser“ zu gründen. Salons waren damals ein beliebter Treffpunkt
der Wiener Gesellschaft. Schon in den vierziger Jahren gab es in
Wien Salons der Zauberkünstler Bosco und Döbler.
Der erste Salon Hofzinser wurde am 3. Jänner
1856 in der Wollzeile 789 (heute 38) eröffnet. Schon im Vorfeld
kündigten mehrere Artikel in Wiener Zeitungen dieses Ereignis an.
Außerdem machten in fast allen Tageszeitungen Inserate auf die
Eröffnung des Salons der Wilhelmine Hofzinser aufmerksam. Als
Beamter durfte Hofzinser zwar Nebentätigkeiten nachgehen, seinen
Namen aber nicht für Werbezwecke gebrauchen. Sowohl in den
Inseraten, als auch in den meisten Artikeln wurde der Name Johann
Nepomuk Hofzinser nicht erwähnt. Auszug aus der „Morgenpost“ vom
18. Dezember 1856: Frau Hofzinser – ein in den gesellschaftlichen
Kreisen Wiens viel bekannter und geschätzter Name – eröffnet in den
nächsten Tagen ihren Salon zu Produktionen aus dem Gebiet der
Magie. „Eine Stunde der Täuschung“,…, wird die Zuschauer…durch die
poetische Konzeption…durch die Neuheit der Darstellung,…, durch die
Eleganz und durch die Unbegreiflichkeit ihrer Durchführung fesseln.
Das Eröffnungsprogramm bestand aus zehn Programmpunkten, welche
hauptsächlich Kartenkunststücke beinhalteten. Das größte Aufsehen
erregte das Ehepaar Hofzinser jedoch mit einem Mentalkunststück, in
welchem das angeblich Hellsehvermögen der Frau Hofzinser getestet
wurde. Auf Grund dieses Programmpunktes schrieb eine Zeitung: Frau
Hofzinser weiß alles, auch was sie nicht weiß, sie sieht alles,
auch was sie nicht sieht, und hört alles, auch was sie nicht hört.
Von den Zeitungen wurden sowohl die gemütliche Atmosphäre des
Veranstaltungsortes, als auch die Intimität der Vorführung gelobt.
Auszug aus der „Allgemeinen Wiener Theaterzeitung“ am 18. Dezember
1858: Der Salon ist noch immer jeden Sonnabend und Sonntag die
Parole des Abends. Die eleganteste „Schöne Welt“ aus
Kunst-Notabilitäten und Adel beiderlei Geschlechts versammelten
sich daselbst, um den Zauberer par exellence zu bewundern. Der
Eintrittspreis für die Vorstellung wurde bewusst hoch gehalten. Die
teuersten Plätze kosteten 2 Gulden, was damals für weite Teile
Bevölkerung unerschwinglich war. Dennoch gab Hofzinser nachweislich
oft Benefizvorführungen für Arme und Soldaten. Vorführungen fanden
bis zu viermal die Woche von November bis April statt. Dieser
Zeitraum wurde in mehrere Abschnitte gegliedert, so genannte
„Cyclen“, die aus bis zu zwanzig aufeinander folgende Vorstellungen
bestanden. Am Ende eines Cyclus gönnte sich das Ehepaar Hofzinser
meistens eine Pause von mehreren Tagen oder Wochen. Diese Zeit
nutzten die Beiden auch, um das Programm zu verändern und neue
Kunststücke einzubauen. Der Name des ersten Cyclus' lautete „Stunde
der Täuschung“. Schon bald fand dieser Titel Eingang in den
allgemeinen Sprachgebrauch. Die Zeitungen verwendeten ihn als
geflügeltes Wort für Begebenheiten des Verschwindens, Erscheinens
und der geschickten Verwandlung. Da dieser Titel beim Publikum gut
ankam, wurde er beibehalten und nur mit dem Nachsatz „Mit
veränderten Programm“ versehen. Die großen Umbauarbeiten in der
Umgebung der Wollzeile, die aufgrund des Abbruchs der Bastei
stattfanden, veranlassten ihn dazu 1859 einen neuen Standort für
seinen Salon in der Innenstadt zu suchen. Nachdem der Versuch
Hofzinsers, in dem im Volksgarten gelegenen Café Corti einen
Veranstaltungsraum zu eröffnen, aufgrund seines Beamtenstatus'
scheiterte, fanden er und seine Frau Anfang 1861 schließlich in der
Himmelpfortsgasse Nr. 953 (heute 15) neue Räumlichkeiten für ihren
Salon. Doch schon 1862 mieteten sich die Hofzinsers in der
Walfischgasse Nr 8 in einem, der im Zuge des Ringstraßenbaus neu
gebauten, Prachtgebäude ein. Die Räumlichkeiten wurde von Hofzinser
auch an externe Veranstaltungen weitervermietet. So wurden dort oft
Lesungen über Schopenhauer’sche Philosophie vorgetragen. Bedingt
durch den Bau der Oper, hatte auch der Salon in der Walfischgasse
unter Lärm und Staub zu leiden. Als Konsequenz beschloss das
Ehepaar Hofzinser eine neuerliche Übersiedelung. Am Fleischmarkt im
Hotel „Stadt London“ fanden sie schließlich 1865 einen neuen
Standort. Die Saison 1865 verlief sehr erfolgreich, sie sollte für
Hofzinser jedoch die vorerst letzte in einem eigenen Salon sein,
denn seine bewilligte Pensionierung eröffnete ihm neue Perspektiven
für seine Vorführungen.
Schon während seiner Tätigkeit als Beamter,
unternahm Hofzinser mehrere künstlerische Reisen nach Paris, Graz
und Prag. Noch im Jahr seiner Pensionierung unternahm er Reisen
nach Graz, Marburg und Laibach. In den folgenden Jahren gastierte
er in Kurorten wie Karlsbad, Franzensbad, Marienbad und Städten wie
Berlin, München, Budapest, Triest und vielen Provinzstädten und
Heilbädern der Österreichischen Monarchie. Wie viele andere
Künstler auch arbeitete Hofzinser oft für private Vereine und
geschlossene Veranstaltungen. Über diese Veranstaltungen gibt es
nur wenige schriftliche Aufzeichnungen, da sie auch nicht in den
damaligen Zeitungen erwähnt wurden, weshalb es heute schwierig ist
seine Reisen und Tourneen exakt aufzuzeigen.
Schon in seinen jungen Beamtenjahren schrieb
Hofzinser Zeitungskritiken über Konzerte. Als Kritiker war er
besonders für die „Wiener allgemeine Theaterzeitung“ tätig. In den
Zeitungen der damaligen Zeit finden sich hunderte Konzert- und
Theaterkritiken, aber auch Gedichte über damals prominente Musiker
und Schauspieler.“ Zu diesen zählten unter anderem die Tänzerin
Fanny Elsner, der Konzertmeister Johann Strauß Vater, der Dichter
Nestroy sowie der Komponist Franz Liszt. Auch Zauberkünstler wie
Bartolomeo Bosco und Ludwig Döbler behandelte Hofzinser in seinen
Gedichten und Kritiken. Hofzinser galt in der Wiener Presseszene
bald als Experte für Zauberer und die Zirkusszene. 1833 schrieb
Hofzinser in der Zeitschrift „Sammler“ über Johann Strauß Vater:
Strauß war in Pest und erntete stürmischen Beyfall. Tanzmusik
überhaupt ist zu einem Ohrenschmaus geworden, der allgemein
ergötzt. …um auf Herrn Straß zurückzukommen, hat er weder durch
seine Composition noch durch sein Spiel auf den Beynamen „Künstler“
Anspruch. …Strauß ist ein vortrefflicher Walzer-Compositeur,…,
alles dieß Wird niemand in Abrede stellen,… Von Hofzinser
existieren Buchkritiken, literarische Geschichten und Geschichten
aus dem Alltagsleben. Er schrieb aber auch Worträtsel, so genannte
Charaden. Sine ersten Gedichte veröffentlichte Hofzinser 1829. Die
„Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Musik und Theater“
veröffentlichte in diesem Jahr ein Gedicht Hofzinser, welches der
Künstlerin Fanny Sallamon gewidmet war. Im selben Jahr erschien in
der „Allgemeinen Wiener Theaterzeitung“ ein Ruhmesgedicht an den
Kaiser Franz I. 1833 wurde in der „Wiener Theaterzeitung“ ein
Gedichtband mit Beiträgen vieler bekannter Literaten angekündigt,
einer von ihnen war Hofzinser. Leider, scheint dieser Band nie
veröffentlicht worden zu sein.
Hofzinser starb am 11. März 1875 nach kurzer
schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren, Drei Monate nachdem er
am Silvesterabend 1874/75 für den Klub der Wiener Kaufleute seine
letzte Vorstellung abhielt - anders als oft behauptet, jedoch nicht
nach jahrelanger Krankheit in ärmlichen Verhältnissen
dahinsiechend. Über die Ursachen seines Todes gibt es heute keine
gesicherten Hinweise. Begraben wurde Hofzinser auf dem Wiener
Zentralfriedhof (4-2-16). Durch eine Initiative Ottokar Fischers
wurde das Grab 1916 von der Stadt Wien zum ehrenhalber gewidmeten
Grab ernannt. Aus diesem Grund besteht es noch heute. Im Jahr 1978
wurde in Wien Ottakring (16. Bezirk) die Hofzinsergasse nach ihm
benannt.
Hofzinser legte Wert darauf festzustellen, dass
all seine Täuschungen mit natürlichen Mitteln geschähen. Er selbst
sagte einmal: „…als sie größtenteils auf phisiologischer und
wissenschaftlicher Basis beruhen, deren Kräfte sich originell und
phantasiereich in wunderbarer Weise entfalten…“ Während die meisten
Gaukler seiner Zeit, wie der beim gemeinen Volk sehr beliebte Anton
Kratky-Baschik eher populäre Töne anschlugen, waren Hofzinsers
Vorträge auf sein intellektuelles Publikum abgestimmt und zum Teil
voller Poesie. Er bezog insbesondere aktuelle Geschehnisse ein, die
er mit seinen Kunststücken illustrierte. Hofzinser legte auf eine
elegante und natürliche Atmosphäre viel Wert. Er verzichtete als
einer der ersten vollständig auf aufwändige Dekorationen, verhängte
Tische oder schwarze Vorhänge. Dem entsprechend schrieb die
„Allgemeine Wiener Theaterzeitung am 10. Februar 1869: ..scheint es
doch, als wollte Herr Hofzinser geflissentlich sich bei seinen
Produktionen alles erschweren; während nämlich z.B. verhängte
Tische, Apparate aller Art, Costüme usw. die stereotypen Behelfe
gewöhnlicher Escamoteure sind, gewahrt man hier gerade das
Gegenteil; selbst die Lieblingsfarbe der Escamotage, die schwarze
ist hier ganz verpönt, - denn hier spielen nur die glänzendsten
Farb-Objekte die wunderbarsten Changier-Rollen – und so vereint
sich in diesem Salon Alles, gepaart mit Phantasie, Poesie und
Noblesse, was bei gewöhnlichen derlei Produktionen in der Regel
fehlt, daher auch die „Stunde der Täuschung“ bei Hofzinser sich zu
den interessantesten und besuchtesten gestalten haben…“ Seine
vorgetragenen Texte wurden von ihm im Voraus verfasst, er trug sie
aber immer scheinbar improvisiert vor. Früh erkannte er die Macht
der Pausen bei Vorträgen, sowie die Effektivität psychologischer
Tricks. Beispielsweise nutzte er seinen Blick zur Betonung von
Nebensächlickeiten, um die Aufmerksamkeit des Publikums von der
eigentlichen Trickhandlung abzulenken. Auch nutzte er seine Sprache
zum Forcieren von Spielkarten. Durch diese Maßnahmen konnte er
trotz der intimen Atmosphäre und der Nähe des Publikums in seinem
Salon, die erstaunlichsten Kunststücke unentdeckt
vorführen.
Hofzinser gilt als Vater der modernen Salon und
Kartenmagie. Ihm zu Ehren ist der „Salon Hofzinser“ auf dem
Zauberschloss Schönfeld (Dresden) benannt. Der bekannte
Kartenkünstler Ricky Jay verwandelt in seinem Kartenprogramm ein
Foto von Hofzinser in eine Spielkarte, die er zuvor für ein
Hofzinser-Kunststück verwendet hat. Zu Hofzinsers 200. Geburtstag
trafen einander internationale Kartenkünstler in Wien zu einer
Gedenkveranstaltung, bei der als Hommage Hofzinsers
Originalkunststücke präsentiert wurden.
Quelle: Wikipedia